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russland
In der Transsibirischen Eisenbahn - Juni 04


Inhalt

6306 Kilometer mit dem Zug

Land und Leute

"Skolko stoit..." oder "Was kostet..."?

Russische Formalitaeten

Tickets fuer die Transsib

Okroschka & Pelmeni

Fotografieren erlaubt

St. Petersburg & Moskau

In der Transsibirischen Eisenbahn

Novosibirsk - 1. Zwischenstopp

Krasnoyarsk - 2. Zwischenstopp

Irkutsk - 3. Zwischenstopp

Baikalsee - die Perle Sibiriens

 


6306 Kilometer mit dem Zug

"Ja potschti nje gawarju pa ruski" – den Satz "ich spreche kaum russisch" haben wir oft eingesetzt waehrend unserer Reise durch Russland, wenn die Leute uns ganze Geschichten erzaehlten und wir kein Wort verstanden… Mit einigen Saetzen und Woertern aus unserem "Kauderwelschfuehrer" haben wir uns jedoch ganz gut durchgeschlagen und immer alles bekommen, was wir wollten (immer alles eine Frage der Zeit…). Dass wir das kyrillische Alphabet vorgaengig gelernt haben, war sicher von Vorteil. So konnten wir einiges lesen und verstehen.





Mit einigen Saetzen und Woertern aus unserem “Kauderwelschfuehrer” haben wir uns jedoch ganz gut durchgeschlagen und immer alles bekommen, was wir wollten (immer alles eine Frage der Zeit…). Dass wir das kyrillische Alphabet vorgaengig gelernt haben, war sicher von Vorteil. So konnten wir einiges lesen und verstehen.


Land und Leute

Die Veraenderungen beim Wechsel von Finnland nach Russland waren deutlich spuerbar. Die Stimmung ist in Russland eine ganz andere, und was zuerst auffaellt, sind die uralten Autos (darunter viele Ladas), die vor allem in den kleineren Orten noch rumkurven…Wir haben den ganzen Monat praktisch keine Touristen angetroffen, selbst in der Transsib waren wir umgeben von Russen, so dass wir viel von ihrer Lebensart mitbekamen. Die Russen erscheinen auf den ersten Blick sehr abweisend, sie laecheln nur wenig. Dennoch haben wir sehr viele hilfsbereite und sehr gastfreundliche Menschen angetroffen. Das Leben in Russland ist seit der Wende fuer viele sehr hart. Waren zu Sowjet-Zeiten alle beschaeftigt, gibt es heute sehr viele Arbeitslose. Viele haben Muehe, sich in der Privatwirtschaft zurechtzufinden, und gute Jobs sind rar. Die Armut, der man auf der Strasse jeden Tag begegnet, ist gross (obwohl Russland eigentlich reich sein muesste angesichts der vielen Bodenschaetze, aber das ist ein anderes Thema…).

 

Was man sehr stark spuert ist, dass die Leute von einem Tag zum anderen Leben und nicht fuer die Zukunft planen. Die Politik scheint viele kaum zu interessieren. Jeder weiss, dass er fuer sich schauen muss. Ein grosses Problem scheint der Alkohol zu sein. In den Staedten laeuft das Bier dem Wodka den Rang ab. Es ist sehr billig und sogar literweise in Petflaschen erhaeltlich. Es gibt Biersorten, die bis zu doppelt so stark sind wie unsere… Bier wird in Russland getrunken wie Wasser. Die Leute laufen massenweise mit einem Bier in der Hand auf der Strasse rum, und das zu jeder Tageszeit und unabhaengig von Geschlecht und Gesellschaftsschicht.

 

Am deutlichsten ist der Umbruch, den Russland durchlebt, in den Staedten zu spueren. Sie wurden von den westlichen Einfluessen regelrecht ueberflutet. Die Werbetafeln und Plakate sind so zahlreich, dass man buchstaeblich vor lauter bunten Schriftzuegen den Inhalt nicht mehr wahrnimmt. Der Staat hatte zwar zu Beginn verordnet, die Werbung sei ausschliesslich in kyrillischer Schrift erlaubt, doch die westlichen Firmen dachten nicht daran, ihre bekannten Schriftzuege zu verfremden. Einzig Mac Donalds erscheint in kyrillisch (dank des allseits bekannten M’s vornedran und den Farben ist er allerdings nicht zu verfehlen). In den Staedten haben viele Laeden rund um die Uhr geoeffnet, und man bekommt alle Markenartikel, die man sich vorstellen kann, allerdings zu verhaeltnismaessig hohen Preisen und fuer die meisten unerschwinglich. Sogar der Geldbezug funktioniert mit Maestro- und Plus-Karten, was uns erstaunte.

 

Waehrend einige Leute noch sehr altmodisch gekleidet sind, schoepft die Mehrzahl die neuen Freiheiten voll aus. Vor allem bei den Frauen herrscht eine enorme Freizuegigkeit. So viele leicht bekleidete Frauen mit transparenten Miniroecken und mit so hockhackigen Schuhen trifft man bei uns auf jeden Fall nicht an…


"Skolko stoit..." oder "Was kostet..."?

Um euch einen kleinen Einblick zu geben, wie hoch das Preisniveau in Russland ist, hier einige Beispiele. Essen kann man sehr billig und sehr gut. Zwei Schaschlick (Fleischspiesse) bekommt man an Strassenstaenden fuer etwa CHF 5.-, in einem guten Restaurant bezahlt man so um die CHF 30.- (fuer zwei Personen). Kauft man sich das Bier in einem Laden, bezahlt man fuer einen halben Liter etwa 50 Rappen, im Restaurant kostets etwa dreimal soviel (was erklaert, warum die Leute vorzugsweise auf der Strasse trinken). Verhaeltnismaessig teuer sind die Uebernachtungen. In den Grossstaedten St. Petersburg und Moskau bezahlt man so ziemlich beinahe die selben Preise wie bei uns. Einige Hotels in kleineren Staedten nehmen Fremde gar nicht auf. Wenn man sich bemueht, etwas russisch zu sprechen, hat man aber gute Chancen, ein Zimmer zu bekommen. Das billigste Hotelzimmer kostete uns etwa CHF 20.- (im Reisefuehrer “Lonely Planet” war es der “might not let you stay”-Kategorie zugeordnet…).

 

Wir haben auch sogenannte “homestays”, das Uebernachten in Privathaushalten, ausprobiert. Verschiedene Organisationen vermitteln Adressen in ganz Russland. Die Erfahrungen, die wir dabei gemacht haben, waren sehr unterschiedlich. In St. Petersburg haben wir’s sehr gut getroffen, ein andermal war das Bett lediglich ein uralter Liegestuhl, und das Fruehstueck fiel ganz aus (und das fuer 50 Eurof fuer zwei Personen!). Unser Fazit: In den Staedten St. Petersburg und Moskau machen Homestays Sinn und geben einen Einblick in den russischen Alltag. Ausserdem sind die guenstigen Hotels oft ausgebucht, und unter 50 Euro findet man kaum ein Doppelzimmer. In kleineren Staedten und Doerfern allerdings koennen wir empfehlen, mit Hilfe des Kauderwelschfuehrers selber eine guenstige Unterkunft zu suchen. Im Juni war es kein Problem, etwas zu finden, wir wissen allerdings nicht, wie es im Juli und August aussieht.


Russische Formalitaeten

Ueber die Grenzformalitaeten kursieren ganz unterschiedliche Geschichten. Die Bedingungen scheinen fast taeglich zu aendern. Als wir von Helsinki her mit dem Zug eingereist sind, wurde uns gesagt, wir brauchten kein Deklarationsformular auszufuellen, es sei denn, wir haetten Geldbetraege ueber 1000 USD dabei. Auszufuellen war lediglich die Immigrations-Karte, die man bis zur Ausreise aufbewahren muss. Wer sich in Russland aufhaelt, muss sich registrieren lassen, entweder von einem Hotel, Reisebuero oder von den Behoerden (was allerdings nicht zu empfehlen ist, da es teuer und sehr langwierig sein soll). Wir hatten Glueck und bekamen den Stempel gleich fuer den ganzen Monat, so dass wir uns nicht mehr darum kuemmern mussten.

Sobald wir den Stempel hatten, kopierten wir Pass und Immigrations-Karte, um bei einer allfaelligen Ueberpruefung durch die Polizei lediglich die Kopie und nicht den Original-Pass zeigen zu muessen. Die Polizei macht sich einen Sport draus, in den Staedten die Leute zu ueberpruefen. Wir wurden nur einmal kontrolliert, in Moskau direkt hinter dem Roten Platz. Er akzeptierte die Kopien ohne mit der Wimper zu zucken und zog wieder ab. Haendigt man den Original-Pass aus besteht das Risiko, dass man bezahlen muss um ihn wiederzubekommen.


Tickets fuer die Transsib

Die Tickets fuer die Transsibirische Eisenbahn in Russland zu kaufen, war eine interessante Erfahrung. Der Preis ist viel tiefer, dafuer muss man bereit sein, ein paar Stunden dafuer zu geben. Mit ein paar Satzbrocken wie “jest biljety…” (“gibt es Billete nach…”), “Kagda atpravlyaetsya?” (wann faehrt der Zug?) waren wir nach anderthalb Tagen stolze Besitzer unserer Transsib-Tickets in der Kategorie “Kupe” (Moskau-Novosibirsk, Novosibirsk-Krasnoyarsk, Krasnoyarsk-Irkutsk). Es gibt in der Transsib verschiedene Kategorien: Platzkartny (Zugwaggon ohne raeumlich abgechlossene Abteile, Kupe (Viererabteil) und SV (Zweierabteil). Wir hatten die gewuenschten Destinationen und Daten auf Zettel geschrieben und zeigten diese am Schalter, was ziemlich gut klappte. Das Anstehen ist in Russland eine Sache fuer sich. Die Leute koennen stundenlang anstehen, ohne ungeduldig zu werden oder sich zu beklagen. Sie stehen so nahe beieinander, dass man zuerst glaubt, eine Grossfamilie sei am Schalter… Ist man dran, steht der naechste so nahe, dass er alles mitbekommt (selbst in der Bank laeuft das nicht anders…). Muss man lange warten, kann man seinen Anstehplatz reservieren, fuer eine Weile weggehen und wiederkommen.


Okroschka & Pelmeni

Auch die russische Kueche ist ein Kapitel wert. Wir hatten zwar manchmal Muehe, die Speisekarte zu entziffern, haben aber immer sehr gut gegessen. Nachfolgend einige besonders erwaehnenswerte Spezialitaeten.


Kwas             Ein vergorenes Getraenk, das auf der Strasse verkauft wird. Es wird aus getrocknetem Schwarzbrot mit Hefe hergestellt und schmeckt mit etwas Fantasie so aehnlich wie Rivella 
Okroschka   Eine kalte Suppe aus Kwas, kleingehackten Eiern, Gurken und Radieschen, mit saurer Sahne 
Borschtsch   Gemuesesuppe mit Kohl, Randen und Rindfleisch 
Pelmeni   Kleine Teigtaschen, die mit Fleisch gefuellt sind (ein sibirisches Gericht) 

Nebst diesen traditionellen Gerichten ist der Fast Food auch in Russland ueberall praesent. Alles, was amerikanisch ist, ist in. So gibt es beispielsweise eine beliebte Pizza-Kette namens “New York Pizza”, was schon etwas komisch anmutet…


Fotografieren erlaubt

Die Zeiten, in denen man in Russland kaum etwas fotografieren durfte, scheinen vorbei zu sein. Die Russen selber fotografieren alles, was ihnen vor die Linse kommt, vorzugsweise lassen sie sich vor den monumentalen Lenin-Statuen ablichten. An der Parade zum russischen Nationalfeiertag konnte man problemlos all die Polizisten und Soldaten aus naechte Naehe fotografieren, ohne komisch angeschaut zu werden.


St. Petersburg & Moskau

Die erste Stadt, in der wir von Helsinki her ankommen, ist St. Petersburg. Die Fahrt mit der U-Bahn ins Zentrum war bereits der erste “Challenge”. Natuerlich war alles nur in kyrillisch angeschrieben. St. Petersburg ist beruehmt fuer seine U-Bahn. Die Stationen sind kunstvoll ausgestaltet mit Mosaiken und Statuen. Die Stadt bietet architektonisch sehr viel. Es gibt viele prunkvoll verzierte Steinhaeuser, allerdings zumeist in relativ schlechtem Zustand. Besonders schoen anzusehen sind die Haeuserzeilen entlang des Flusses Neva. Sehr beruehmt ist die Hermitage. Der ehemalige Zarenpalast ist heute ein riesiges Kunstmuseum.





Weiter gings nach Moskau, dem Ausgangspunkt der Transsibirischen Eisenbahn. Dort ist alles viel groesser, schriller und bunter und irgendwie weniger charmant als in St. Petersburg. Bei unserer Ankunft waren der Rote Platz und der Kreml geschlossen, da am folgenden Tag (12. Juni) russischer Nationalfeiertag war. Auf dem Platz war viel los: Es wurde geuebt fuer die Parade am kommenden Tag. Kostuemierte Leute mit und ohne Pferd, Hunderte von Soldaten und Polizisten sorgten fuer ein buntes Durcheinander.


In der Transsibirischen Eisenbahn

Es ist richtig spannend, im Zug tageweise unterwegs zu sein und die unglaubliche Weite Russlands eins zu eins wahrzunehmen. Ueber 6000 Kilometer sind wir gefahren und haben dabei mehrere Zeitzonen durchquert. Die Zuege scheren sich allerdings nicht um die Zeitverschiebung: Die Transsib faehrt immer nach “wremja moskowskoe”, nach Moskau-Zeit. So steht man dann um 18 Uhr am Bahnhof, waehrend der Zug gemaess Anzeigetafel um 15 Uhr abfaehrt. Jeder im Zug hat eine andere Zeit auf seiner Uhr, was lustige Konfusionen gibt. Entlang der Strecke gibt es einige groessere Staedte und kleine Doerfer, doch alles in allem ist das Land nur wenig besiedelt. Man stelle sich vor, wie menschenleer es weiter noerdlich sein muss. Denn die meisten Siedlungen Sibiriens liegen entlang der Transsib bzw. sind in Folge der Streckenfuehrung ueberhaupt erst entstanden. Die Wiesen-Landschaft wird zur Hauptsache mal von Birkengruppen, dann wieder von Tannen oder Foehren und einzelnen Laerchen gepraegt. Manchmal war es direkt schade, wenn es eindunkelte und man nichts mehr sah. Das Uralgebirge zum Beispiel haben wir leider bei Nacht durchquert.

 

Wir haben waehrend unserer Reise interessante Bekanntschaften gemacht, waren einmal mit einem Pfarrersehepaar, ein anderes Mal mit einem Grenzbeamten, dann mit einer Lehrerin im Abteil. Das Zugabteil wird waehrend der Reise regelrecht zur Gemeinschaft. Alles, was man hat, wird grosszuegig geteilt. Wir haben uns jeweils mit Haenden und Fuessen unterhalten. Schade, dass wir fast kein russisch sprechen, sonst haette man interessante Konversationen fuehren koennen. Geplant hatten wir ja eigentlich, unterwegs diverse Buecher zu lesen… Doch die Zeit verging mit nichts tun, rausschauen, schwatzen, schlafen. Alle paar Stunden hielt der Zug, alle steigen aus, vertreten sich die Beine und stocken ihre Vorraete auf. Auf dem Bahnsteig erscheinen, sobald der Zug einfaehrt, dutzende von Haendlern, die ihre Ware feil bieten. Alte Frauen verkaufen Broetchen und Gemuese aus ihrem Garten, andere bieten Wuerste oder getrocknete Fische an.


Novosibirsk - 1. Zwischenstopp

Es hat bestimmt seinen Reiz, die Transsib-Strecke ohne Halt in einem Stueck zurueckzulegen. Doch fuer uns war es von Beginn an klar, dass wir Zwischenstopps einlegen wollen, um von den Staedten etwas mehr zu sehen als nur vorbeiziehende Bahnhoefe…

 

Die meisten Siedlungen entlang der Transsib sind durch den Bau der Zuglinie ueberhaupt erst entstanden. So zum Beispiel Novosibirsk, heute Sibiriens groesste Metropole. Eine spannende Reise in alte Sowjetzeiten ist der Besuch von Akademgorodok, einer 1958 fuer die Wissenschaft gegruendete Stadt 30 km suedlich von Novosibirsk. In einer parkartig gestalteten Landschaft stehen 23 graue Gebaeude vom Biologie- uebers Physik- bis hin zum Geologieinstitut. Der Ort war einst eine Staette fuer die wissenschaftliche Elite, die bevorzugt behandelt wurde. Heute broekeln die Fassaden vor sich hin und die Zeit scheint Still gestanden zu sein. Zwar wird weiter geforscht, doch sollen viele der besten Wissenschaftler ins Ausland abgewandert sein. Wir hatten die Gelegenheit, an einer Privatfuehrung durch das geologische Institut teilzunehmen, und das erst noch in perfektem Deutsch. Die Geologin Margarita erzaehlte uns von den unglaublichen Bodenschaetzen, die Sibirien birgt, darunter Erdgas, Erdoel und Diamanten. Eine Besonderheit ist beispielsweise der violette Tscharoit, ein seltener Stein, der erst in den 70er-Jahren entdeckt und bereits vollends ausgebeutet wurde. Margarita meinte trocken, ihr Land habe zwar unermesslich viele Bodenschaetze, doch dem Volk fehle es an Seife…

 

Und wenn wir gerade bei den Museen sind: Ein “must” fuer alle Transsibreisenden ist natuerlich das Freiluft-Zugmuseum, das ebenfalls in Akademgorodok liegt. Hier stehen in Reih und Glied die verschiedensten Loks und Zugformationen, von der Kartoffelerntemaschine bis zum Personenzug dritter Klasse.

 

Und wo sonst faende der Transsib-Reisende eine passendere Unterkunft als im Bahnhof? Wir ergatterten uns ein wunderschoenes Zimmer in der Novosibirsker Bahnhofherberge, direkt ueber der Wartehalle, mit Aussicht auf die Geleise…


Krasnoyarsk - 2. Zwischenstopp

Krasnoyarsk, 4098 km von Moskau entfernt, liegt am Fluss Yenisey. Das urspruengliche Kosakenfort aus dem 17. Jahrhundert wuchs im 19. Jahrhundert dank der Entdeckung von Gold. Noch heute sind viele schmucke Gebaude aus dieser Zeit zu sehen. Krasnoyarsk war waehrend Sowjetzetien eine verbotene Stadt und kann erst seit einigen Jahren bereist werden.

 

Wie vielerorts in Russland war ueberall in den Strassen Musik zu hoeren, meist wehmuetige russische Schnulzen. Entlang des Flusses steht ein Bierstand neben dem andern, alle mit Live-Musik. Alles ist sehr einfach, die Einrichtungen bestehen aus Kunststoff-Bierzelten, die im Winter wieder abgebaut werden.

 

20 km ausserhalb der Stadt liegt das Stolby-Naturreservat, das mit dem oeffentlichen Bus gut erreichbar ist. “Stolby” ist die russische Bezeichnung fuer die bizarren Felsformationen, die man dort antrifft. Sie sind sehr beliebt zum Klettern. Wir genossen die Wanderung abseits der Stadt durch Birkenwaelder und saftige Staudenfluren. Resultat am Abend: 30 Zecken, die sich festgebissen hatten…





Ein eindrueckliches Beispiel russischer Baukunst ist der Staudamm von Divnogorsk, 30 km westlich von Krasnoyarsk. Der 1 km lange Damm wurde zwischen 1956 und 1972 gebaut. Mit dem Schnellboot erreicht man Divnogorsk auf dem Fluss Yenisey in etwa 45 Minuten und kann von dort aus mit dem Taxi bis zur Staumauer fahren. Fuer schweizerische Verhaeltnisse sind die Dimensionen der Staumauer allerdings nichts besonderes.


Irkutsk - 3. Zwischenstopp

Irkutsk ist ein lebendiges Staedtchen mit uralten sibirischen Holzhaeusern, die allerdings in relativ schlechtem Zustand sind. Auf dem Zentralmarkt, der in einer riesigen Halle untergebracht ist, kann man sich mit allen erdenklichen Lebensmitteln eindecken. Ein Ausflug auch fuers Auge: An den verschiedenen Staenden sind Gemuese, Fruechte und Konservendosen fein saueberlich zu hohen Stapeln aufgeschichtet, und in der Fleischabteilung werden Schweine- und Kuhkoepfe feilgeboten…

 

Irkutsk ist ein beliebter Stopp an der Transsib-Route, da der Baikalsee von hier aus per Bus oder per Schnellboot relativ gut erreichbar ist.


Baikalsee - die Perle Sibiriens

Per Schnellboot wollten wir an den Baikalsee fahren und waren auch puenktlich am Haften. Doch leider war kein einziges Ticket mehr zu haben… Kurzerhand fragten wir bei einem Privatboot an, ob wir mitfahren koennten. Und schon sassen wir auf Deck, zusammen mit einer Privatgesellschaft von einem russischen Flugzeug-Konzern. Zwar dauerte die Reise den Fluss Angara hinunter bis nach Listvyanka laenger als mit dem Schnellboot, doch dafuer wurden wir mit Okroschka (kalte Suppe), Salami, Kaese, Bier und Wodka bedient und hatten einen Riesenspass mit den Leuten.

 

Listvyanka ist ein kleines Dorf, das relativ touristisch ist. Von dort aus fahren Boote entlang der Westkueste des Baikalsees. Wir fuhren nach Bolshie Koty, einem kleinen Fischerdoerfchen mit einem empfehlenswerten kleinen Museum, wo die Tiere und die Pflanzen (leider nicht sehr detailliert) des Baikalsees vorgestellt werden.

 

Ein Paar Fakten zum Baikalsee: Er ist 636 km lang, bis zu 79 km breit, der tiefste Punkt ist 1637 m tief. Das Wasser ist so klar, dass man stellenweise bis 40 m tief sehen kann. Der See wird nie waermer als 15 Grad und ist im Winter von einer dicken Eisschicht bedeckt. Der See beherbergt 20% der weltweiten Suesswasserreserven. 80% der Vegetation um den Baikalsee findet man nirgends sonst, ebenso viele Tiere, so der Fisch “Omul” und der Suesswasserseehund “Nerpa” (der sich leider vor uns versteckte).

 

Die Russen verehren die “Perle Sibiriens”. Jeder, der an den Baikalsee reist, trinkt ein Glas Wasser, da dies als gesundheitsbringend angeschaut wird. Handkehrum ist es dann sehr enttaeuschend, dass man am Seeufer und auch im Wasser immer wieder achtlos fortgeworfenen Abfall wie Glas- oder Petflaschen findet. Vermutlich ist es der Groesse und den kalten Wassertemperaturen zu verdanken, dass der See immer noch so sauber ist.

 

Dem schmalen Kuestenweg entlang wanderten wir von Bolshie Koty aus nordwaerts, immer mit Blick auf den tiefblauen See und die fernen Bergketten am gegenueberliegenden Ufer. Der See ist so riesig, dass er uns wie ein Meer erschien. Immer wieder rahmten knorrige Foehren den Blick, darunter breiteten sich die schoensten Blumenwiesen aus. So eine Blumenpracht haben wir ueberhaupt noch nie gesehen! In feuchten Flusstaelern wuchsen Birken, Pappeln, asiatische Trollblume, Akelei und Storchenschnabel, an den trockenen Haengen knallorange Lilien, spezielle Graeser von blau bis hellgruen, Hauswurze, Thymian, Wermut und dazu unzaehlige Blumen, die wir nicht beim Namen nennen konnten…





Wir zelteten an idyllischen Plaetzen unter Larchen und am Seeufer, kochten ueber dem Feuer, genossen den Sonnenschein und wurden am letzten Tag so richtig verregnet.

 

Danach ging’s zurueck nach Irkutsk, wo wir im Hotel erst einmal Zelt und Kleider trockneten und uns fuer die Weiterreise in die Mongolei ruesteten. Zwei Tage dauerte anschliessend die Zugfahrt nach Ulanbaatar, davon neun Stunden wartend erst an der russischen, dann an der mongolischen Grenze. Doch mehr ueber unsere Erlebnisse in der Mongolei im naechsten Reisebericht….Nun geht’s erst mal fuer zwei Monate per Pferd durch die Region Huvsgul im Norden des Landes!




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Last update:  02:24 28/02 2007