| Aufstrebende Wuestenstadt - Mai, Juni 05
Reisen heisst auch ab und zu innehalten, das Vergangene Revue passieren lassen und zu verarbeiten. Fuer einige Wochen haben wir uns in Dubai niedergelassen, Berichte fuers Internet geschrieben, unsere Bilder sortiert und das Leben genossen. Es hat Spass gemacht, auch wenn Dubai nicht gerade das inspirierende Umfeld ist. Doch Hauptsache, die Infrastruktur stimmt. Dubai, die visionaere Stadt auf der arabischen Halbinsel hat uns auf jeden Fall viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren gegeben. Inhalt
Warme Wuestenluft
Vom Beduinenzelt zum Wolkenkratzer
Ohne Auto geht nichts
Jedem sein Traumhaus
Wenn man die Klimaanlage ploetzlich schaetzen lernt
Konsumieren als Freizeitbeschaeftigung
Auf den Spuren des alten Dubai
Kultur-Mix
Im Zweifelsfalle fuer den Araber
Zahme Medien
Warme Wuestenluft
Die Schiebetuere der kuehlklimatisierten Ankunftshalle oeffnet sich, und die Waerme, die uns entgegenschlaegt, nimmt uns in den ersten Minuten fast den Atem. Die Kleider kleben am Koerper, der Schweiss drueckt aus allen Poren. Wir stehen auf dem Flughafenparkplatz, der gesaeumt ist von hohen Palmen und weitlaeufigen, wohl ebenso farb- wie arbeitsintensiven Blumenbeeten. Die automatischen Bewaesserungsanlagen sprinkeln auf Hochtouren, damit der Rasen gruen bleibt und die Blumen ihre Koepfe nicht haengen lassen. Eine Fata Morgana? Schliesslich sind wir ja mitten in der Wueste...
Der Wechsel vom Jemen in die Vereinigten Arabischen Emirate ist zwar geografisch gesehen ein kleiner Sprung, bringt uns aber gewaltig durcheinander. Eben noch waren wir in einem Umfeld, wo alles noch ist wie vor 50 Jahren, nun sind wir mitten in einer modernen Stadt mit sechsspurigen Strassen, Wolkenkratzern, ueberdimensionalen Werbetafeln und amerikanischen Fastfood-Ketten. Einzig der Ruf des Muezzins bringt uns in Erinnerung, dass wir trotz all den westlich anmutenden “Errungenschaften“ noch immer in einem arabischen Land sind.
Dubai ist das zweitgroesste der sieben Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Zu den VAE gehoeren: Abu Dhabi, Ajman, Dubai, Fujairah, Ras Al Khaimah, Sharjah, Umm Al Quwain. Jedes Emirat hat seinen eigenen Ruler und eigene Gesetze, Abu Dhabi ist die offizielle Hauptstadt. Ein Oberster Rat, zusammengesetzt aus den Herrschern der einzelnen Emirate, trifft Entscheidungen. Dubai hat sich einerseits als Wirtschaftszentrum mit boomendem Immobilienmarkt einen Namen gemacht, anderseits setzt es stark auf den Tourismus. Denn in rund 15 Jahren, so schaetzt man, werden die Oelquellen aufgebraucht sein und die Stadt muss auf andere Einnahmequellen zurueckgreifen koennen. |
Vom Beduinenzelt zum Wolkenkratzer
“Eine einzigartige Mischung aus futuristisch moderner Stadt und zeitloser Weite der Wueste“, so beschreiben Touristen-Prospekte Dubai. Was vor einigen Jahrzehnten noch eine Ansammlung von Beduinenzelten war, ist heute eine Grossstadt mit Wolkenkratzern und 1,14 Mio. Einwohnern. Die Kamele sind laengst durch Mercedes der S-Klasse ersetzt worden.
Und die rasante Entwicklung ist noch lange nicht zu Ende: Die Stadtplanung sieht vor, dass sich die Einwohnerzahl in den naechsten Jahren auf 10 Millionen erhoehen soll. Die Baustellen machen deutlich, dass dies kein unerfuellter Traum bleiben soll. Wo immer man hinschaut, ueberall stehen Baukraene. In den neuen Aussenquartieren werden die Hochhaeuser buchstaeblich aus dem Boden gestampft. Die Heerscharen von Rohbauten wirken wie eine unheimliche Geisterstadt aus einem Science-Fiction-Film. Waehrend man sich in Europa aus Platzgruenden auf inneres Wachstum konzentriert, sind hier der Architektur kaum raeumliche Grenzen gesetzt. Es gibt in der Wueste Platz zum Verschwenden, und dann ist da ja noch das Meer: Die Kueste wird aufgeschuettet, um Platz zu schaffen fuer neue Quartiere wie “Dubai Waterfront“, ein Megaprojekt, das nach Fertigstellung bis zu 750’000 Leute beherbergen soll. Auch das hoechste Gebaeude der Welt soll dort zu stehen kommen und ist bereits auf Plakaten zu bestaunen. Der neuste Marketing- und Immobilien-Schachzug sind die Projekte “The Palm“ und “The World“, beides kuenstlich ins Meer gebaute Inseln in Palmen- bzw. Weltkartenform.
Geplant wird im grossen Massstab. Die Stadt waechst nicht kontinuerlich von innen nach aussen, sondern innert kurzer Zeit patchworkartig an diversen Stellen. Die neuen Stadtteile sind thematisch konzipiert und tragen werbewirksame Namen wie “Internet City“, “Media City“, “Knowledge Village“ oder “Festival City“. Gewohnt wird im idyllischen “The Greens“, “The Gardens oder “The Springs“. Aufgrund der Geschwindigkeit, mit der alles entsteht, wirkt vieles irgendwie gesichtslos, es fehlt an Geschichte.
Die neuen Mega-Projekte machen Schlagzeilen, sind teilweise durchaus faszinierend in ihrer Groesse und Exklusivitaet. Doch leider gehen die kreativen Ideen voll auf Kosten der Umwelt, jegliche oekologische Bedenken werden dabei elegant unter den Tisch gewischt. Umweltvertraeglichkeitspruefungen gibt es nicht in Dubai, von Nachhaltigkeit ist keine Rede. Wie die Unterwasserflora und –fauna auf die massiven Eingriffe in der Kuestenregion reagiert, ist kein Thema. Allgemein wird mit den Ressourcen sehr verschwenderisch umgegangen. Recycling ist out, alles wird in den Muell geschmissen. Und der Pro-Kopf-Wasserverbrauch der Wuestenstadt soll weltweit einer der hoechsten sein. Es gibt ein kleines Grundwasservorkommen, doch ein grosser Teil der Wasserversorgung laeuft ueber Entsalzungsanlagen.
Die Steueroase Dubai gilt als bedeutendes Wirtschaftszentrum zwischen Ost und West. Geografisch gut gelegen, ist es zur internationalen Drehscheibe mit vielen Freihandelszonen geworden. Jede groessere Firma mit Rang und Namen scheint hier vertreten zu sein. Die Vorteile liegen auf der Hand: Es werden keine direkten Steuern, insbesondere keine Einkommens- und Unternehmenssteuer erhoben, und die Lohnkosten sind im Allgemeinen niedrig. Einzige Bedingung: Jedes Business muss zu mindestens 51% einem Einheimischen gehoeren. Zumindest auf dem Papier. De facto reicht es, einen sogenannten “Sponsor“ zu suchen, dem man jaehrlich eine gewisse Summe ausbezahlt. |
Ohne Auto geht nichts
In Dubai sind oeffentliche Verkehrsmittel duenn gesaet. Ausser ein paar klapprigen Bussen gibt es nichts. Und Bus faehrt nur, wer kein Geld fuer ein Auto hat. Cool ist, wer entweder einen rassigen Sportwagen oder einen ueberdimensionalen Gelaendewagen faehrt (das Optimum ist natuerlich, beides in der Garage zu haben). Noch nie haben wir so viele Lamborghini, Ferrari und Jaguar gesehen, und Stretchlimousinen mit getoenten Scheiben erst! In Dubais Strassenbild widerspiegelt sich der Kulturmix der Stadt, hier treffen sich der reiche Araber, der seine neue Corvette testet, die gestylte Expat-Westlerin im Toyota Landcruiser und der rechts ueberholende Pakistani im klapprigen Minivan.
Kein Wunder uebrigens, dass alle Auto fahren. Das Benzin ist ja auch fast gratis. Als wir mit unserem Mietauto das erste Mal tanken gehen (auch wir haben uns gegen den Bus entschieden), halten wir einen 100 Dirham-Schein hin (ungefaehr 35 CHF) und bitten den Angestellten, Benzin einzufuellen fuer diesen Betrag. Als der Zaehler bei 40 Dirham angelangt ist, legt er den Tankstutzen auf. “Nein, fuer 100 Dirham bitte“, wollen wir gerade sagen, da streckt er uns auch schon das Rueckgeld hin. Mit einem netten “thank you“ winkt er uns weiter. Erst jetzt realisieren wir, dass der Tank bereits uebervoll ist - und das fuer nicht einmal 15 Franken. Jedem sein Traumhaus
Durchaus empfehlenswert ist ein Ausflug in ein typisches Villenviertel. Unglaublich, was man da an architektonischen Hoehenfluegen zu sehen bekommt, sei es ein Imitat des Weissen Hauses, ein franzoesisches Schloesschen, ein englisches Riegelhaus oder ein Lehmhaus im Stil einer arabischen Festung. Auf der Strasse rennen oftmals Huehner herum, was irgendwie gar nicht ins Bild eines feinen Villenviertels passen will. Dann waeren da noch die Gaerten, meist von hohen Mauern umgeben. Oftmals ist die ganze Flaeche zwar geteert und dient als Abstellplatz fuer die diversen Autos. Doch vielerorts sieht man bluehende Baeume und Straeucher ueber die Mauern ragen. Wer sich als Landschaftsarchitekt hier verweirklichen moechte, hat bestimmt genug Arbeit, und erst noch viel weniger Einschraenkungen als in Europa.
Auch wir wohnen waehrend unserer Zeit in Dubai in einer “Villa“. Die Luxus-WG ist ein mehrstoeckigen Haus mit zehn Zimmern, die einzeln vermietet werden. Die Bewohner sind Auslaender, die in der Stadt fuer kurze oder laengere Zeit arbeiten oder ferienhalber hier sind. Die meisten machen Import/Export-Geschaefte, ueber die sie lieber nicht so genau reden moechten, sind im Computer-Business taetig oder auf Job-Suche. Die Villa funktioniert so: Ein reicher Inder der Oberklasse mietet das Haus von einem Araber, ein Ire verwaltet es als Nebenerwerb, eine Hausangestellte aus den Philippinen kuemmert sich um die Administration und ein Inder der Unterklasse putzt taeglich die Zimmer und spuelt das Geschirr... Wie auch immer, wir geniessen es, fuer einmal im Luxus zu schwelgen und ueber Satellitenfernsehen Seifenopern auf RTL zu gucken.
Durch unsere Mitbewohner erfahren wir viel Hintergruendiges ueber das Leben in Dubai, gehen ab und zu mit ihnen in den Ausgang und haben mit einigen von ihnen eine wirklich gute Zeit. In Erinnerung bleiben die langen BBQ-Parties im Garten, bei denen wir endlich wiedermal Schweinefleisch grillen und dazu bis in die fruehen Morgenstunden illegal geschmuggelten Alkohol aus dem benachbarten Emirat trinken. Wer in Dubai offiziell Alkohol kaufen und konsumieren will, muss eine Lizenz beantragen. Ausgeschenkt wird Alkohol offiziell nur in Hotelbars und einigen Restaurants, jedoch nicht in Laeden verkauft. Wenn man die Klimaanlage ploetzlich schaetzen lernt
Natuerlich haben wir es geschafft, uns fuer unseren Aufenthalt in den Emiraten ausgerechnet die heissesten Monate des Jahres auszusuchen. Mit jedem Tag wird es noch heisser, bis das Thermometer eines heissen Tages auf 46 Grad hochklettert. Die Betonsteine vor unserer Bleibe sind zuweilen so heiss, dass Barfussgehen fast unmoeglich wird. Selbst nach Sonnenuntergang und mitten in der Nacht ist es noch immer waermer als an einem heissen Schweizer Sommertag. Waehrend der heissen Zeit spielt sich das oeffentliche Leben hauptsaechlich Indoors in klimatisierten Raeumen ab.
Als einmal fuer einige Stunden der Strom in der ganzen Stadt ausfaellt, realisieren wir so richtig, wie lebensfeindlich heiss es eigentlich ist. Ohne Klimaanlage waehnt man sich im Hausinnern trotz offener Fenster kurz vor dem Ersticken. Die Stadt ist buchstaeblich lahmgelegt. Praktisch niemand kann arbeiten, da A) die Computer nicht laufen und es B) sowieso zu heiss ist, um zu denken oder sich auch nur zu bewegen.
Und doch – die Waerme hat auch ihre schoenen Seiten. Wenn wir bis spaet in die Nacht bei einer Wasserpfeife und einem Bier draussen sitzen, geniessen wir es durchaus, nicht den leisesten Hauch von Kaelte zu spueren, keine klammen Fuesse zu kriegen und keinen Pullover holen zu muessen. Konsumieren als Freizeitbeschaeftigung
Wir trinken abends nach getaner Arbeit im “Irish Village“, einem Doerfchen im irischen Stil unser Bier oder schlendern durch den Indoor-Markt im “Souk Madinat Jumeirah“, der stilgetreu einem alten Arabischen Palast nachempfunden ist. Alles scheint uns so unecht und kulissenhaft wie in einem Film oder in einem Funpark.
Die Lieblingsbeschhaeftigung der Dubaianer scheint das Konsumieren zu sein. Schlicht unglaublich, wie viele Shopping-Malls es hier gibt. Selbst der Wegweiser “City Center“ am Strassenrand weist nicht etwa den Weg zur Stadtmitte, sondern zu einem Shopping-Center mit dem Namen “City Center“... Und – wie koennte es anders sein, auch das groesste Einkaufszentrum der Welt ist nicht weit. Die “Ibn Battuta“ Shopping-Mall ist benannt nach einem bedeutenden arabischen Reisenden aus dem 14. Jahrhundert und vereint diverse Hallen, die nach Laendern thematisch gestaltet sind. Erlebnis-Shopping, sozusagen. Wer nicht einkaufen will und stattdessen Lust auf etwas mehr “Natur” hat, der kann sich im “Wild Wadi” vergnuegen, einem kuenstlichen Flusstal direkt neben dem Meer. Und bald schon soll Dubai auch ueber eine Indoor-Skipiste verfuegen! Auf den Spuren des alten Dubai
Einer der wenigen Orte, an denen Dubai richtig lebendig und voller Charakter ist, ist der Creek, ein Meeresarm, der die aeltesten Gebiete der Stadt - “Deira“ und “Bur Dubai“ - voneinander trennt. Hier kann man draussen sitzen, Wasserpfeife rauchen und den Dhaus (arabische Holzboote) zuschauen, die am Quai allerhand Krimskrams auf- und abladen.
Als uns Miggs Mutter Edith fuer eine Woche besucht, erleben wir mit ihr eine ganz andere Seite von Dubai. Wir fahren mit einem der kleinen Faehrboote ueber den Creek, schlendern durch den duftenden Gewuerz-Souk, der einen Hauch von Fernost verbreitet. Wir probieren unbekannte Samen und Fruechte und trinken in einem kleinen Kraemerladen mit dem iranischen Verkaeufer Tee.
Wir nutzen die Gelegenheit, endlich die naehere Umgebung Dubais, sprich die Wueste, anzuschauen. Kameltouren sind leider nicht mehr in, nichts zu machen, heute gehts nur noch per 4WD raus in den Sand... Duene rauf und runter, fast wie ein Schleuderkurs im Schnee. Durchaus witzig, auch wenn es zugegebenermassen etwas fragwuerdig ist, mit dem Auto so spasseshalber durch die Wueste zu heizen. Auf jeden Fall lernen wir viel ueber Fahrkuenste im Sand. Wer weiss, vielleicht brauchen wir das ja irgendwann einmal... Kultur-Mix
Was uns an Dubai fasziniert, ist das friedliche Zusammenleben der unterschiedlichsten Kulturen und Religionen. Rund 85% der Bevoelkerung sind Auslaender aus Indien, den Philippinen, aus Europa und Nordamerika, vorwiegend junge Familien und Singles. Die verschiedenen Volksgruppen lassen sich gegenseitig in Ruhe, alle haben ihren Freiraum, die Toleranz ist sehr hoch. Jede der vertretenen Nationen traegt mit einem Stueckchen Kultur, seien es Essgewohnheiten oder Kleidung, bei zu einer vielschichtigen und bunten Gesellschaft. Sitzt man irgendwo in einem Restaurant, ist man umgeben von Leuten aus aller Welt. Wir machen uns einen Sport daraus, die Gesichter zu betrachten, uns zu ueberlegen, woher die Person wohl kommt und was sie hierhergebracht hat.
Klar gibt es auch viele Schattenseiten, an erster Stelle die sozialen Ungerechtigkeiten, die ziemlich augenfaellig sind. So stehen die Einheimischen in der Hierarchiestufe ganz oben und leben wie die Koenige, waehrend viele Pakistani und Inder fuer ungefaehr 150 Franken im Monat bei ueber 40 Grad und ohne jegliche Sozialleistungen dafuer sorgen, dass die Hochhaeusr Stockwerk fuer Stockwerk dem Himmel entgegenwachsen. Die Arbeiter werden in grossen Bussen taeglich zur Baustelle und zurueck zur Wohnbaracke verfrachtet. Selbst nachts wird vielerorts gearbeitet. Moderne Sklaverei, ist man versucht zu denken. Doch immerhin, die Leute kommen freiwillig, wenn auch getrieben von einer hoffnungslosen Jobsituation im eigenen Land und mit der Aussicht, in kurzer Zeit mehr Geld zu verdienen als Zuhause. Im Zweifelsfalle fuer den Araber
Eines Tages in Hatta, einem kleinen Dorf im Emirat Dubai, an der Grenze zum Oman: Mit unserem Mietauto befinden wir uns mitten in einem Kreisel, als ploetzlich von hinten mit hoher Geschwindigkeit ein Auto auftaucht und uns auch schon seitlich abschiesst. Der Fahrer, ein Einheimischer, hat angenommen, wir wuerden wie er den Kreisel verlassen, was jedoch nicht der Fall war. Gluecklicherweise ist ausser Blechschaden nichts passiert. Wir steigen aus, ebenso der Fahrer des anderen Autos, einem teueren und blitzblanken BMW. Ohne uns eines Blickes zu wuerdigen, wendet er sich ab, das Telefon am Ohr. Unterdessen ist bereits ungerufen die Polizei eingetroffen, und wir schildern den Vorfall aus unserer Sicht. Die Polizisten scheinen das Ganze aehnlich zu sehen wie wir. Klar die Schuld des BMW-Fahrers. Keine fuenf Minuten spaeter veraendert sich die Situation um 180 Grad. Die zwei per Telefon herbestellten Freunde des BMW-Fahrers sowie ein hoeher gestellter Polizeibeamte sind eingetroffen. Ab diesem Zeitpunkt ist das Spiel entschieden: Wir sind ganz klar schuld, da wir zu fest in der Mitte des Kreisels gefahren seien und somit signalisiert haetten, bei der naechsten Strasse abzuzweigen. Im Buero der oertlichen Polizei diskutieren wir eine Stunde lang weiter, mit dem Ergebnis, dass wir die Schuld akzeptieren oder vor Gericht gehen koennen. Warum wir uns nur so aufregten, fragen die Polizisten, die Versicherung bezahle ja sowieso.
Ein Gerichtsverfahren waere absolut sinnlos, wuerde viel Geld und Zeit kosten und stuende in keinem Verhaeltnis zum relativ harmlosen Unfall. Denn in den Emiraten ist klar: Niemals gewinnt ein Auslaender ein Verfahren gegen einen Einheimischen. Unglaublich, diese Willkuer in einem Staat, der so modern und westlich sein moechte! Beim Herausgehen lesen wir auf einer Tafel die Grundsaetze der Polizeistelle von Hatta. Punkt 1: “Uprightness with no bias... as all people are equal." (Aufrichtigkeit ohne Voreingenommenheit... da alle Leute gleich sind). Oder nach George Orwell: "All animals are equal, but some are more equal than others" (Animal Farm).
Ein Alkoholtest wurde uebrigens nicht durchgefuehrt. Obwohl der Einheimische mit uebersetzter Geschwindigkeit direkt von der Ausfahrt eines Luxushotels in den Kreisel einbog. Doch ein glaeubiger Muslim trinkt ja keinen Alkohol. Zahme Medien
So offen, westlich orientiert und locker, wie sich Dubai auf den ersten Blick gibt, ist es nicht. Surft man im Internet, sind sehr viele Seiten aus fuer uns nicht nachvollziehbaren Gruenden gesperrt. Auch die englischen Tageszeitungen sind extrem harmlos gehalten, was uns fast ein wenig an chinesische Zustaende erinnert. Thematisiert werden praktisch nur alltaegliche Banalitaeten, Sozialkritisches oder griffige Kolumnen existieren nicht. Die aufregendste Story des Sommers ist die Entdeckung einer aus Australien eingeschleppten, giftigen Redbackspider, die es waehrend Tagen auf die Titelseite diverser Zeitungen schafft. Eine kleinere Panik verbreitet sich, als die Zeitung aufdeckt, dass in Dubais Spitaelern kein Gegengift vorhanden ist...
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Last update: 02:15 28/02 2007
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